Wie gelingen Top Portraits?
Um zu bestimmen, ob ein Portrait gut oder schlecht ist, muss man zunächst den Kontext des Bildes verstehen. Für wen oder für was wird das Portrait gemacht? Handelt es sich um ein persönliches Portrait für die abgebildete Person oder um ein Business-Portrait? Oder wird es vielleicht im Werbekontext eingesetzt? Diese Unterscheidung ist wichtig, da der Zweck in jedem Fall anders ist. Wenn ich zum Beispiel ein Model buche, um ein Portrait für einen Werbejob zu fotografieren, ist es unwichtig, ob sich die Person auf dem Bild persönlich damit wohl fühlt. Stattdessen ist es wichtig, dass die Botschaft rüberkommt und der Endverbraucher von dem Bild angesprochen und zu einer bestimmten Handlung motiviert wird.
Wenn es sich um ein persönliches Portrait handelt, ist es andersherum: Es ist nicht wichtig, ob das Bild von mir oder von jemand anderem gemocht wird. Wichtig ist ausschließlich, dass die Person, die das Bild bekommt und die auf dem Bild abgebildet ist, damit zufrieden ist. Deshalb solltest du immer die Zielgruppe im Auge behalten. Bei einem Business-Portrait ist die Zielgruppe wiederum anders als bei einem persönlichen Portrait.
Bei allen Portraits, die nicht zur Kategorie Werbung gehören ist mein persönlicher Ansatz, dass es möglichst authentisch sein muss. Das heißt, es muss zur Person passen. Das bedeutet, ich möchte auch die Persönlichkeit in dem Bild wiederfinden. Ich möchte nicht, dass das Bild die Person falsch darstellt. Sehr häufig fragen mich Kunden, die ich Fotografiere: Was soll ich denn anziehen? Was kommt denn gut? Was sieht gut aus? Soll ich das Bild mit Brille machen oder ohne? Sieht es besser aus, wenn ich in blaues Hemd trage? Oder ist ein weißes Hemd besser? Soll ich mit dem Bart ab rasieren? Und es klingt immer sehr hart. Aber je nachdem auch wer vor mir sitzt, könnte meine Antwort zum Beispiel sein: Ist mir doch sch*** egal. Ja, das ist dann erst mal ein Schock.
Denn wie um alles in der Welt kann es mir als Fotograf egal sein?
Aber jetzt mal ganz ehrlich, mal unter uns. Es ist doch mir persönlich völlig egal, ob du auf deinem Bild einen Bart trägst oder nicht. Das ist mir total Wurscht. Wichtig ist, dass wenn du Bartträger bist, dass du auch deinen Bart für dein Bild dran lässt . Es macht doch keinen Sinn, den Bart abzurasieren, nur weil du ein Bild machst. Denn Sinn und Zweck von dem Bild ist doch, dass du dich damit vorstellt, dass man dich darin wieder erkennt. Wenn du nie ohne Bart rumläufst, wieso sollte es dann im Bild so sein? Also im Zweifelsfall immer authentisch.
Wie gesagt, in der Werbefotografie geht man hier ein bisschen anders vor. Aber für ein persönliches Portrait, auch für ein Bewerbungsbild auch für Business Portraits. Meine Herangehensweise ist: Immer authentisch bleiben.
Wenn ich also selbst vor der Kamera stehen würde, da würde ich mir nie ein Hemd mit Krawatte anziehen. Im besten Fall würde ich mir vielleicht mal ein Hemd und eine Fliege anziehen. Aber selbst ein Hemd ist für mich doch eher selten. Und wenn, dann vielleicht in Jeanshemd. Okay, damit haben wir also mal das äußere Erscheinungsbild besprochen.
Aber es gibt noch viel mehr, das die Wirkung eines Bildes beeinflusst. Meiner Meinung nach entsteht die Wirkung zu 90% durch Mimik, Körperhaltung und Gestik, nicht durch die Kleidung. Die Kleidung rundet das Bild zwar ab, aber letztendlich geht es bei einem Portrait ja nicht darum, wie der abgebildete Mensch aussieht oder was sie trägt. Es geht einfach darum, ob man ihm sympathisch ist oder nicht. Und ja, ich fotografiere auch Frauen :)
Ja, Sympathie kann man nicht erzwingen. Manche Menschen sind einem einfach sympathisch, andere nicht. Wenn also jemand nicht sympathisch ist und er sich die Krawatte auszieht, wird er nicht plötzlich sympathischer. Und wenn man ihn vorher nicht angerufen hat, wird man ihn auch nachher nicht anrufen. Mein Ansatz ist: Je unverstellter das Bild ist, desto besser. Das heißt, es kann stocksteif und distanziert sein, aber genauso gut bis zu den Ohren grinsen, lachen und strahlen. Hauptsache, es passt zur Person.
Für Portraitfotografie gibt es keine allgemein gültigen Kameraeinstellungen, da die Wahl der Einstellungen von verschiedenen Faktoren abhängig ist, wie zum Beispiel der Ausrüstung, dem verfügbaren Licht und den persönlichen Vorlieben des Fotografen.
Allerdings gibt es einige allgemeine Empfehlungen, die bei der Wahl der Kameraeinstellungen für Portraitfotografie berücksichtigt werden sollten:
Belichtung: Die Belichtung sollte so eingestellt werden, dass das Gesicht des Models gut belichtet ist und keine harten Schatten aufweist. Wenn das Gesicht des Models nicht genug belichtet ist, kann dies dazu führen, dass es im Bild zu dunkel wirkt. Wenn es zu hell belichtet ist, können Details im Gesicht verloren gehen.
Blende: Eine kleine Blendenzahl (wie zum Beispiel f/2.8) führt zu einer geringeren Schärfentiefe und kann dazu beitragen, dass das Gesicht des Models im Vordergrund scharf und der Hintergrund unscharf erscheint.
ISO: Die ISO-Einstellung beeinflusst die Empfindlichkeit des Kamerasensors gegenüber Licht. Eine höhere ISO-Einstellung kann dazu beitragen, dass das Bild bei wenig Licht heller wird, aber es kann auch zu Rauschen im Bild führen. Daher sollte die ISO-Einstellung möglichst niedrig gewählt werden, wenn genügend Licht vorhanden ist.
Weißabgleich: Der Weißabgleich sollte so eingestellt werden, dass das Bild realistisch wiedergegeben wird und keine Farbstich hat. Bei Portraitfotografie empfiehlt es sich, den Weißabgleich manuell einzustellen, um sicherzustellen, dass das Gesicht des Models nicht zu warm oder zu kalt wirkt.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Empfehlungen nur als Anhaltspunkte dienen und dass es bei der Portraitfotografie vor allem darauf ankommt, das Gesicht und die Persönlichkeit des Models gut einzufangen. Experimentieren mit verschiedenen Einstellungen und das Anpassen an die jeweilige Situation ist daher der Schlüssel zu guten Portraitfotos.
Deshalb mache ich vor jedem Portaitfoto viel Smalltalk. Ich brauche ein Gefühl dafür, wer mir gegenübersitzt und wen ich vor der Kamera habe. Erst wenn ich das einschätzen kann, kann ich auch ein authentisches Portrait bekommen. Deshalb setze ich mich auch immer erst eine halbe Stunde mit jedem Kunden hin, trinke gemütlich einen Kaffee und erfahre etwas über die Person. Ich stelle so viele Fragen, dass ich wirklich ein Gefühl dafür bekomme, wen ich vor mir habe und welche Art von Bild zu dieser Person passt. Das hilft mir auch beim Fotografieren, einschätzen zu können, ob jemand wirklich so ist, wie er erscheint, oder ob er sich vielleicht vor der Kamera nicht wohl fühlt. Nach diesem ausgiebigen Vorgespräch ist das eigentliche Fotografieren fast nebensächlich. Die Leute sind dann unglaublich entspannt und das Foto wird authentisch. Wenn man die Leute direkt vor die Kamera setzt, sind sie meist viel verkrampfter und man bekommt kein authentisches Bild.
Ich möchte dir an dieser Stelle noch einen meiner Geheimtipps verraten, der eigentlich gar nicht so geheim ist. Ich teile ihn immer wieder gerne: Wenn du die ersten Fotos machst, musst du meist erst ein paar Testbilder machen. Aber auch nachdem die Testbilder fertig sind, solltest du immer sagen, dass du Testbilder machst. Strecke diesen Testzeitraum ruhig etwas länger aus. Der Grund dafür ist, dass in der Personenkopf kommt: Wir testen. Das ist unverbindlich. Es ist nicht wichtig, wie das Bild wird. Dadurch bekommst du eine unglaubliche Entspannung in die Situation. Die Bilder, die du in diesem Testzeitraum machst, sind immer die besten Bilder. Wenn du sagst: Der Test ist vorbei, es geht jetzt los, sind die Leute angespannt. Probiere es aus, es funktioniert wirklich gut. Immer ausgiebig testen. Denn als Fotograf ist es mir doch völlig egal, ob du auf deinem Bild einen Bart trägst oder nicht. Wichtig ist, dass du, wenn du Bartträger bist, deinen Bart für das Bild dranlässt. Es macht keinen Sinn, den Bart abzurasieren, nur weil du ein Bild machst. Der Sinn und Zweck des Bildes ist doch, dass du dich damit vorstellst und man dich darin wiedererkennt. Wenn du sonst nie ohne Bart herumläufst, wieso sollte es im Bild anders sein? Also im Zweifelsfall immer authentisch bleiben.
Es gibt noch so viel weitere Themen, die in der Portraitfotografie wichtig sind. Zum Beispiel lasse ich auch Musik laufen beim Shooting. Musik lockert die Stimmung auf. Es ist immer komisch, wenn Totenstille einkehrt und niemand was sagt. Ganz im Ernst du kannst ja nicht Non Stop reden, das geht einfach nicht. Dabei musst du natürlich auch beobachten. Ist es die richtige Art von Musik? Aber grundsätzlich ist Musik echt ne tolle Sache und ich hab bei jedem Shoot Musik laufen und nicht, weil es der letzte Tipp ist, den ich habe in diesem Kontext, sondern einfach, um noch einen sinnvollen Tipp obendrauf zu legen: Fotografiere bitte direkt in den Computer, zum Beispiel in ein Notebook und zeigt deinem Kunden, was du tust. Das ist unglaublich wichtig. Verstecke nicht die Bilder, die du machst.
Beziehe dein Gegenüber mit ein, diskutiere mit deinem Gegenüber, ob das Bild so gut ist, wie es ist und besprecht gemeinsam, was man an dem Bild noch verändern könnte, damit es noch besser wird. Denn nur wenn der Kunde oder dein Gegenüber mit einbezogen wird, fühlt er sich wohl. Und du kannst sicherstellen, dass er am Ende mit seinem Bild auch zufrieden ist.
Letztendlich ist das ja wirklich auch für euch beide wichtig. Ich hoffe, dieser Blick in meine Art der Fotografie in meiner Art der Portraitfotografie hat dir geholfen. Vielleicht mache ich ein bisschen was anders als du. Vielleicht mach ich was anders als andere Fotografen. Und ja, vielleicht dauert das Ganze dann deutlich länger, als es normalerweise dauern würde. Aber die Erfahrung aus den letzten Jahren – ich bin ja jetzt schon seit 2007 als Fotograf selbständig – zeigt mir, dass das nicht ganz falsch sein kann. Und außerdem sprechen meine Google Bewertungen und meine Weiterempfehlungsrate doch auch dafür. Wie fotografierst du? Gib mir noch mal ein bisschen Feedback, was du in der Portraitfotografie anders machst.
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